Eine Welt dazwischen
Ein guter Film in einem guten Kino, also ohne alle kinotypischen unangenehmen Begleiterscheinungen, ist wie ein Kurzurlaub. Zwei Stunden raus aus dem Alltag, in eine andere Welt entführt und von einer Geschichte mitgerissen werden.
"Ein Welt dazwischen" ist denau das, nur besser. Als ich das Buch zum ersten Mal aus der Hand legte schlug ich buchstäblich wieder in der Realität auf, kaum hatte ich das Buch zugeschlagen hatte ich schon Sehnsucht nach Adrians Welt. Diese Welt ist nicht schön, Adrians Leben ist nicht leicht, aber alles ist so plastisch, so real in meinem Kopf, 3D-Kino ist nichts dagegen. Adrian trägt seine Alltagsbürden mit einer Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die selbst an grauen Hersttagen beim Leser gute Laune schafft.
"Der Schneegarten" war spannend, ich musste mich nie zum Weiterlesen überwinden und habe mich jedesmal gefreut die Geschichte weiterverfolgen zu dürfen, aber diesen Drang, weiterlesen zu müssen, dieses Heimweh nach Adrians Welt hat er nicht erzeugt.
"Eine Welt dazwischen" kann seine Verwandschaft zu Floortje Zwigtmans "Ich, Adrian Mayfield" nicht leugnen und wirkt ein wenig als sei Alin Sax durch dieses Buch inspiriert worden (beide zitieren sogar dasselbe Gedicht, "Two Loves" von Lord Alfred Douglas). Ihr Roman spielt 16 Jahre später als Zwigtmanns und in New York statt in London, aber er hat eine sehr ähnliche Atmosphäre und beide handeln von Jungs in sehr ähnlichen Lebenssituationen, die zudem auch noch beide "Adrian" heißen.
- das eine wurde von einer Holländerin, das andere von einer Belgierin verfasst
- in beiden Büchern muß ein homosexueller Junge (der in beiden Fällen auch noch "Adrian" heißt) in einer großen, fremden Stadt (einmal London, einmal New York) um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert (einmal kurz davor, einmal kurz danach) den Schritt in ein selbständiges Leben meistern
Allerdings ist "Eine Welt dazwischen" dichter, prägnanter und mitreißender. Dieses Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, wohingegen ich mich schon seit ziemlich genau 2 Jahren
durch das London von Adrian Mayfield schleppe.
Auffällig sind die fehlenden Beschreibungen des ich-Erzählers. Von Adrian erfährt man kein Alter, nichts über sein Aussehen, selbst seinen Zwillingsbruder beschreibt er lediglich einmal wage als "gutaussehend". Es gibt keine Größe, Haarfarbe, Augenfarbe oder sonst irgendwelche Merkmale, die es dem Leser ermöglichen würden, sich ein Bild von ihm zu machen.