Der Fliegenfänger
Im Vergleich mit der „Pflaume“ ist der „Fliegenfänger“ ehrlicher, glaubwürdiger, dreckiger und authentischer, seine Sprache und Gedanken wirken seinem Alter angemessen.
Die Briefe an Morrisey und die Bezugnahme auf Lieder und Textstellen von Morrissey und den Smith machen das Buch für mich nachvollziehbarer, nachempfindbarer. Auch ich habe meine Pubertät in die Songs der Smith projeziert.
Auf Dauer hat das Buch jedoch ein ähnliches Problem wie die Freeways im Südwesten der USA: natürlich ist es interessant dort lang zu fahren, wenn sich nach jedem Hügel, jeder Kuppe oder Dühne eine neue andere Landschaft auftut, trotzdem bleibt die Fahrt jedoch relativ monoton und zieht sich endlos hin ohne das etwas wirklich aufregendes, abenteuerliches passiert.
Jedes Kapitel des Buches, jeder neue Brief an Morrissey ist interessant und bringt neue Aspekt über das Leben von Raymond, das Buch insgesamt jedoch wird mit jedem Brief langatmiger und zieht sich mehr und mehr dahin wie besagter amerikanischer Freeway.
Trotz einiger Längen eine Geschichte, die trägt, die einen durch Raymond Marks Welt, durch England und aus dem eigenen Alltag hinausträgt. Melancholisch wie die Lieder von Morrisey und ohne Happyend aber dennoch nicht mit einem entmutigenden Schluß.